WEITERBILDUNG

1. IQDF-Online-Kongress

Begrüßung und Erklärung zum 1. IQDF-online“Kongress“ am 20. Mai 2021:

 

Schön, dass Ihr/dass Sie dabei sind – und ich weiß nicht, ob Ihr/ob Sie´s schon wussten, dass wir heute über den wichtigsten Teil der Gebäudehülle sprechen:

 

– das Flachdach!

 

Deshalb würde ich gern noch was dazu sagen, auch im Kontext mit dem IQDF, den wir ja vor 3 ½ Jahren gegründet hatten, um uns auszutauschen bei der Begleitung der riesigen Flachdächer, die die großen der GU-Branche für die großen der Logistic-Branche gebaut haben.

 

Mein größtes hatte 23 ha Fläche und brachte bei einem 5-minuten-Regen 8 m³ Regenwasser in der Sekunde – oder wenn der Regen wirklich 5 Minuten dauerte einen Kesselwagen-Güterzug mit einem ¾ km Länge.

 

Flachdächer nahmen Dimensionen an, die Spezialisten brauchten – und viele, viele Helfer, die mit learning by doing „ausgebildet“ wurden – natürlich keine „Dachdeckergesellen“ waren.

 

Ja, das Flachdach:

 

Das sonst etwas stiefmütterlich behandelt wird: kein Architekt interessiert sich wirklich dafür, kein GU, ja nicht einmal Immobilien-Entwickler betrachten einen längeren Zeitraum als 10 Jahre, und die Auszubildenden im Dachdecker-Handwerk:  finden die das Flachdach wirklich attraktiv?

 

Auf unserer Website heißt es dazu sinngemäß:
Früher waren Flachdächer geneigt, aus Teer und undicht – oder gerade noch nicht undicht –  und auch wenn sie schon sehr lange aus hochwertigem Bitumen und Kunststoffen hergestellt werden, glauben immer noch viele Baufachleute genau wie Laien sowieso, dass Flachdächer unmöglich auf Dauer dicht sein können!

 

Und die haben Recht!

 

Weil es kein Außen-Bauteil gibt…

 

» das stärkeren Belastungen aus hohen Temperaturen-Differenzen, UV-Strahlung, Wind, Wasser und Mikroben ausgesetzt ist und

» gleichzeitig nicht aus mineralischen oder metallischen sondern aus synthetisch organischen Baustoffen besteht und dabei meistens auch noch eine zu geringe Neigung aufweist!

 

Aber da haben wir einen Zielkonflikt:

Auf der Website steht noch, dass, wenn Flachdächer ausreichend geneigt, gut gemacht und gewartet werden, immerhin ½ Jahrhundert alt werden können.

 

Ich hoffe, dass ich es noch in dieser Woche schaffe, dann wird drauf stehen:

 

Dass Flachdächer vor allem deshalb der wichtigste Teil der Gebäudehülle sind:

  • weil die darunter befindlichen, oft sehr wertvollen Gebäude-Teile und Inhalte Tag und Nacht – oder 24/7 wie man heute sagt – und bei jedem Wetter komplett geschützt werden müssen
  • weil wir nirgends so viele PV-Anlagen installieren können wie auf Flachdächern
  • weil wir nirgends so viel für ein antizyklisches Regenwasser-Management tun können wie auf Flachdächern
  • weil wir nirgends so viel für die geschundene Biodiversität tun können, wie auf Flachdächern.

 

Dazu ein Spruch von den Urban Roofscapes, den Marc Niewöhner in seinem Gründach-Vortrag im Februar am IQDF-Stammtisch gezeigt hat:

„Oberer Abschluss eines Hauses, eines Gebäudes, der zu der Aufenthaltsqualität im Gebäude beiträgt, mit einem Mehrwert für das Wassermanagement und für die energetische, wirtschaftliche und ökologische Funktionalität, mit dem Ziel, die Effekte des Gebäudes auf die Umgebung zu minimieren und zu der Lebensqualität im direkten Umfeld beizutragen.“

 

 

Dazu gehört allerdings aber auch zur Kenntnis zu nehmen, dass sich derzeit die Belastungen einerseits erhöhen:

  • durch Klimaveränderungen wird bei nach wie vor offen der Witterung ausgesetzten Dächern die Temperaturamplitude immer noch höher werden und wird die Hagelschlaggefahr größer werden,
  • wird die Brandgefahr durch PV-Anlagen steigen,
  • wird die Zerstörung durch die Schuhe der Solateure steigen,
  • bei begrünten Dächern mit Wasseranstau wird die Belastung für Kunststoffabdichtungen durch dauerhaft stehendes Wasser höher

 

sich andererseits aber durch begrünte Dächern erheblich reduzieren lassen:

  • weil die UV-Belastung fast weg ist
  • weil die Temperatur-Amplitude mit deutlich geminderter Aufheizung und Wegfall der nächtlichen Unterkühlung (wg. terrestrischer Abstrahlung bei offenem Himmel) fast wegfällt
  • weil die Schuhe der Solateure und der Dachdecker, die das Dach und die Entwässerung warten, nicht mehr soviel kaputt machen können

 

Und wenn ich an den Spruch denke, den ich mir mit der Erfahrung der letzten 35 Jahre,  in denen ich mich intensiv mit Flachdächern beschäftige, zusammengebastelt habe:

 

 Dass langlebig dichte Flachdächer zu bauen die Kunst ist

  • Baustoffe verarbeiten zu lassen, die wir nicht vollständig kennen,
  • zu Konstruktionen, die wir nicht exakt berechnen können,
  • damit sie Einwirkungen widerstehen, die wir nicht genau vorhersagen können,
  • alles auf eine Weise, die den Auftraggebern keinen Anlass gibt, über das Ausmaß unserer Unkenntnis zu argwöhnen.

 

Dann müssen wir sofort beginnen, das zu ändern!

 

Und deshalb kann der 20.5.2021 für uns als der „Tag der Erklärung der Bedeutung des Flachdaches für die Zukunft“ in die Geschichte eingehen – wenn wir uns entsprechend verhalten!!

 

Und wenn wir die anderen Beteiligten im Flachdachmarkt, wie den ZVDH, die Landesverbände, den DUD, den vdd, die Bauindustrie, den ddDach e.V., die RAL-Gütegemeinschaft Flachdach, den BUGG vor allem aber die Hersteller, die Flachdach-Spezialunternehmen  und die Sachverständigen aktiviert kriegen, mit uns gemeinsam dran zu arbeiten, dass sich die Bedeutung des Flachdaches und seiner Qualität nicht reduziert sondern deutlich erhöht, dann hat der IQDF e.V. nach nur 3 ½ Jahren Lebensdauer schon sehr viel erreicht.

 

Also, lasst uns beginnen!

  • Mit einem Vortrag von Prof. Matthias Zöller, der uns am Beispiel des Flachdachgefälles erklärt, was normativer Standard ist.
  • Mit einem Vortrag von Dr. Udo Simonis, der uns die Kunststoffabdichtungen im Allgemeinen und deren Alterung im Besondern nahe bringen wird.
  • Mit einem Vortrag von Klaus Hafer, der sicher ist, dass nicht das Gefälle über die Qualität eines Flachdaches entscheidet sondern die Qualität der Abdichtung.
  • Mit einem Vortrag von Andreas Peter, der die Schwachstellen der bahnenförmigen Abdichtungen kennt: die Nahtfügungen
  • Und mit einem Vortrag von Roland Beeler, der uns mit seinen Maschinen helfen will, in diesem Dreieck aus Material, Maschine und Mensch eine optimale Verarbeitung hinzukriegen.

 

Los geht`s!  

 

Richard Adriaans, 20. Mai 2021

 

Einladung und Programm

 

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